
Nahversorgungszentrum „Block 22”
Einen Schwerpunkt der Bemühungen zur Revitalisierung der Eisenbahnstraße
bildet die weiträumige Konsolidierung ihres zentralen Kreuzungsbereiches
mit der Hermann-Liebmann-Straße.
Der ist im Stadtentwicklungsplan Zentren einschließlich des stadteinwärtigen Abschnittes der Eisenbahnstraße bis zur Einmündung Einertstraße als D-Zentrum ausgewiesen.
Insbesondere das südwestlich der Kreuzung gelegene Karree, das von Eisenbahn-/ Hermann-Liebmann-/Konradstraße und der Erweiterung des Stadtteilparks Rabet begrenzt wird („Block 22”), soll gestärkt werden.
Januar - Juni 2004: Unter der Projektbeschreibung „Darstellung der städtebaulichen Situation und Aufzeigen von Lösungsansätzen zur Ansiedlung von KMU zur Stärkung der Eisenbahnstraße als Geschäftsstraße in Verbindung mit dem bestehenden Wohnen” erfolgt eine Analyse des Ist-Zustandes (gefördert aus dem Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung/EFRE).
Bestandssituation 2008
Im Anschluss an die Bestandsaufnahme werden unter Berücksichtigung der städte-baulichen Zielsetzungen und unter Einbeziehung der angrenzenden Bebauung verschiedene Entwicklungsvarianten für diesen Bereich diskutiert. Als am Erfolg versprechendsten kristallisiert sich der Plan heraus, hier eine Nahversorgungs-einrichtung (Supermarkt) anzusiedeln.
Dies kann in Verbindung mit den bereits getätigten erheblichen Investitionen in den Straßenbau und den benachbarten Stadtteilpark Rabet wichtige Impulse für eine nachhaltige Entwicklung der Eisenbahnstraße als Geschäftstraße auslösen.
Im Zentrum des Vorhabens steht das denkmalsgeschützte Gebäude der ehemaligen Markthalle in der Eisenbahnstraße 74. Über Jahrzehnte verfiel der markante Bau in seinem Hinterhofdasein nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit. Diese wurde jedoch durch den Abbruch der Häuserzeile Eisenbahnstraße 68-72 im Dezember 2004 und die anschließende Begrünung der dem Stadtteilpark Rabet zugeschla-genen Flächen bis März 2005 auf das knapp hundertjährige Bauwerk mit der wechselvollen Geschichte aufmerksam.
Die 1909 errichtete Markthalle (dann Kino, Kirche, Lager; in den 1990er Jahren plante der Eigentümer die Sanierung als Markthalle) soll nun – 2008/2009 – weitestgehend erhalten, saniert und in das neu entstehende Gebäudeensemble integriert werden.
Impressionen vor der Sanierung:
Umgestaltung im „Block 22”
Grundstückseigentümer und Amt für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung führten Gespräche mit verschiedenen potenziellen Betreibern. Letztlich bekundete Lebensmitteldiscounter Aldi sein Interesse.
Weil sich aber dessen Standard-Verkaufsflächen nicht mit der vorhandenen Bausubstanz der Markthalle in Übereinstimmung bringen lassen, sind speziell auf dieses Objekt zugeschnittene Lösungen nötig.
Also wird der Supermarkt „durch die historische Halle hindurch geschoben” – eine gewagte Idee! –, den Freiraum zwischen der Halle und dem Nachbarhaus (ehem. Lederwarenfabrik; zeitweilig Staatshochbauamt) überbrücken und auch das Erdgeschoss jenes Gebäudes einbeziehen, in dessen oberen Geschossen der Eigentümer 43 seniorengerechte Wohnungen einrichten will.
Da der künftige Supermarkt nicht die gesamte Höhe der Markthalle ausfüllt, entsteht unter dem Tonnengewölbe über einer neuen Zwischendecke neuer nutzbarer Raum. Ideen für dessen Nutzung werden zahlreich ins Spiel gebracht, beispielsweise ein Speise- und Veranstaltungsraum für das Seniorenwohnhaus, ein öffentlich zugänglicher Veranstaltungsraum für den Stadtteil, Programmkino u. a. m. Gemäß erteilter Baugenehmigung sind das Tonnengewölbe, die Schmuckfassade (Portikus), die Innentreppe dahinter sowie der rückwärtige Giebel des Gebäudes denkmalsgerecht zu sanieren.
„Das ist eine große Chance”, begrüßt Karsten Gerkens, Leiter des ASW die gefundene Lösung. „Wir können die Markthalle erhalten, der Bedarf nach Waren des täglichen Bedarfs im Umfeld wird gedeckt und vielleicht öffnet sich der Veranstaltungsraum auch dem Stadtteil als Kulturraum.”
Im November 2008 ist Baubeginn, die Eröffnung des Supermarkts im Herbst 2009. Die Instandsetzung und Modernisierung der Markthalle wird mit rd. 140.000 Euro aus dem Bund-Länder-Programm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die Soziale Stadt” gefördert.
Auf der Parkseite des Supermarkts entsteht zwischen Eisenbahn- und Konradstraße eine Kundenzufahrt von beiden Straßen. Auf der Fläche zwischen Supermarkt und der Amöbe (Parkrundweg) werden 64 neue Stellplätze angeordnet. Die vorhandenen Jungbäume werden erhalten, teilweise auf dem Gelände umgesetzt. Zusätzlich werden Sträucher gepflanzt. Auch die Zufahrt (künftige Anlieferung) von der Hermann-Liebmann-Straße in das Blockgeviert wird aufgewertet, Teilflächen begrünt.
Schon während der Bauphase verzeichnen die Grundstückseigentümer eine Magnetwirkung des entstehenden Supermarkts – die Nachfrage nach Gewerberäumen (z. B. Läden, Arztpraxen) im unmittelbaren Umfeld der historischen Markthalle steigt.
Bis zum Herbst 2009 sind die aufwendigen Sanierungsarbeiten soweit fortgeschritten, dass im Erdgeschoss die Räumlichkeiten des Supermarktes ausgebaut und am 26. Oktober 2009 eröffnet werden können.
Unterdessen steht die Sanierung der beiden Markthallen-Giebel noch bevor. Sowohl die aus Kinozeiten stammende Schmuckfassade zur Eisenbahnstraße mit dem vorgebauten Portikus wie die vermutlich weitgehend auf die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes als Markthalle zurückgehende Rückfassade zur Konradstraße werden gemäß denkmalpflegerischer Vorgaben wieder hergerichtet.
Der Raum unter dem historischen Tonnengewölbe (in der Etage über dem Supermarkt) soll ebenfalls ausgebaut werden und für eine öffentliche Nutzung zur Verfügung stehen.
Ideen zur Weiterentwicklung
Wunschvorstellung der Eigentümer wäre die Wiederherstellung der historischen Einkaufspassage – „Hof-Passage” – zwischen Eisenbahnstr. 74 und Konradstr. 29, zumindest der beiden Hausdurchgänge (mit großen Schaufenstern) zur Markthalle.
Die historische Bäckerei in der Konradstr. 29 mit der Backstube im Souterrain dürfte aber wohl eine schöne Idee bleiben.