
Fach- und Bilanztagung „Migration trifft Business”
„Migration trifft Business – Vielfalt als Potenzial für Wirtschaft und Gesellschaft“
3. November 2011, 9.00 bis 15.00 Uhr, ZAW Zentrum für Aus- und Weiterbildung Leipzig GmbH, Bogislawstraße 20, 04315 Leipzig
Während dieser Veranstaltung sollten insbesondere kommunale Strategien nachhaltiger Integrationspolitik diskutiert werden. Hierbei ging es vor allem darum, mit Blick auf die Zuwanderungsdebatte für einen Perspektivwechsel der öffentlichen Wahrnehmung zu werben. Zu diesem Zweck wurden explizit Wirtschaftsakteure (Kammern, Unternehmensverbände) eingeladen, um dort Anstöße für eine interkulturelle Öffnung zu geben. Mittelständische Unternehmer der Region, Selbstständige und Fachkräfte mit Migrationshintergrund, Vertreter aus Kammern und Unternehmerverbänden, Entscheider aus Politik und Verwaltung sowie Multiplikatoren und Medien waren gezielt eingeladen. Das Treffen stand aber allen Interessierten offen, die Integration als wichtiges gesellschaftspolitisches Thema ansehen.
Hintergrund der Veranstaltung war die gemeinsame Bilanzierung von sächsischen Projektvorhaben, die die Stärkung unternehmerisch tätiger Migrantinnen und Migranten in Sachsen unterstützten. Dahinter verbirgt sich die Überzeugung, dass die Integration in Arbeit (Ausbildung, Beschäftigung, Selbstständigkeit) einer der bedeutendsten Pfeiler nachhaltiger Integrationspolitik sein muss. In diesem Sinne wird Integration nicht nur als soziale Herausforderung, sondern vor allem als wirtschaftliches Potenzial angesehen, von dessen Nutzung die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit des Landes schon jetzt abhängt.
Martin Strunden, Referatsleiter Ausländerangelegenheiten und Staatsangehörigkeit beim Sächsischen Staatsministerium des Innern, gab einen Überblick über die Zuwanderungsdebatte aus Perspektive des Freistaates, wobei er insbesondere auf wirtschaftspolitische Aspekte (z. B. Zuwanderung und Fachkräftemangel, ausländische Studierende, Selbstständige mit Migrationshintergrund als Wirtschaftsfaktor) einging.
Christian Vogel präsentierte die Ergebnisse der Studie „Migrantinnen und Migranten als selbstständige Wirtschaftsakteure in Sachsen“. Dabei standen neben der volkswirtschaftlichen Bedeutung der sächsischen Migrantenökonomie auch soziale und gesellschaftliche Funktionen im Fokus der Betrachtung.
Dr. Sigrid Müller und Svetlana Reiche präsentierten die Wanderausstellung „Wir in Sachsen“ und warben am Beispiel erfolgreicher Unternehmerinnen und Unternehmer mit Migrationshintergrund für die Notwendigkeit einer stärkeren Öffentlichkeitsarbeit und damit einer höheren Sensibilisierung für die interkulturelle Öffnung der sächsischen Gesellschaft.
Petra Hochtritt und Dr. Michael Behling beschrieben aus der Perspektive des Soziale-Stadt-Fördergebiets Leipziger Osten die Zusammenhänge zwischen Stadt(teil)entwicklung, Migration und lokaler Ökonomie. Aus einer Rückschau auf die Entwicklungen dieses Stadtteils in den zurück liegenden 20 Jahren skizzierten sie aktuelle Herausforderungen und Potenziale mit Blick auf internationale Quartiere.
Daria Sosnicki und Sandra Scheibe zeigten ausgehend von den „klassischen“ Herausforderungen eines Selbstständigen mit Migrationshintergrund in Sachsen unterschiedliche Modelle für die Verankerung von lokalen Unterstützungsstrukturen auf. Im Zentrum standen die Vernetzung von relevanten Akteuren sowie die notwendige interkulturelle Öffnung von Akteuren (Kammern, Verbänden, Verwaltungen) mit Blick auf die spezifischen Förderbedarfe von Selbstständigen mit Migrationshintergrund.
Den Abschlussvortrag hielt Prof. Dr. Rita Süssmuth. Sie zeigte vor allem aktuelle Herausforderungen mit Blick auf die Integrationsdebatte aus internationaler und gesamtdeutscher Sicht auf. Ins Zentrum stellte sie ein Plädoyer für einen gesamtgesellschaftlichen Perspektivenwechsel, der die Potenziale von Vielfalt für Wirtschaft und Gesellschaft stärker als bisher in den Blick nehmen muss.