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Umsetzung der Leipzig Charta aus Städteperspektive: Stadtentwicklung braucht andere Rahmenbedingungen
Experten und Fachleute aus ganz Europa trafen sich am 10. und 11. Mai 2011 in Leipzig zu Konferenz.
„Rahmenbedingungen für Stadtentwicklung müssen sich ändern!“
Während ihrer Konferenz diskutierten Experten und Fachleute aus ganz Europa die Umsetzung einer integrierten Stadtentwicklung im Sinne der Leipzig Charta. Im Zentrum stand die Auseinandersetzung mit intelligentem, nachhaltigem und integrativem Wachstum in den Städten. Wichtigster Aspekt dabei: die Frage nach dem Zusammenspiel der europäischen Ebenen sowie von Theorie und Praxis bei der Stadtentwicklung aus Städteperspektive.
Dabei würdigten die Konferenzteilnehmer den Revitalisierungsprozess in Leipzig, dessen Erfolge unter anderem im Umfeld des Tagungsortes in der Konsumzentrale deutlich vermittelt werden konnten, als positives Beispiel integrierter Stadtentwicklung. James Devitt aus Kirklees (Großbritannien) hob hervor, dass er besonders von dem Leipziger Stadtentwicklungskonzept (SEKo) und den Wirkungen des Stadtteilparks Rabet beeindruckt war.
Die Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt wurde 2007 von den für Stadtentwicklung zuständigen Ministern der 27 EU-Staaten in Leipzig beschlossen. Vier Jahre nach Verabschiedung der Leipzig Charta diente die Konferenz dazu, Erkenntnisse vorzustellen und zu diskutieren, die acht europäische Städte in den Projekten LC Facil und koopstadt mit der Umsetzung einer integrierten Stadtentwicklung gesammelt haben.
Die Städtevertreter stellten auf der Konferenz übereinstimmend fest, dass auf Grundlage der Leipzig Charta in den vergangenen Jahren erfolgreiche integrierte Stadtentwicklungsstrategien entwickelt wurden. Bei der Umsetzung und Anwendung der Strategien im täglichen Handeln gibt es in vielen Städten noch Defizite. Verbessert werden können insbesondere die Zusammenarbeit der verschiedenen Ressorts und die Einbeziehung der Bürger in Stadtentwicklungsprozesse.
Aus Sicht vieler Teilnehmer müssen sich jedoch vorrangig Rahmenbedingungen auf europäischer und nationaler Ebene ändern, um eine bessere Finanzierung integrierter Stadtentwicklung zu unterstützen. Obwohl in den europäischen Städten 75 Prozent der Einwohner leben und 85 Prozent des Bruttoinlandsproduktes erzeugt werden, wie Paul Bevan (Generalsekretär EUROCITIES) hervorhob, steht die „städtische Dimension“ viel zu wenig im Fokus der EU-Fonds. In Deutschland werden beispielsweise im Durchschnitt aller Bundesländer nur 7,5 Prozent der Gelder aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung für Projekte der integrierten Stadtentwicklung ausgegeben.
Martin zur Nedden, Leipzigs Bürgermeister für Stadtentwicklung und Bau, wies darauf hin, „dass die geplante Halbierung der Städtebauförderung in Deutschland eine Umsetzung der Leipzig Charta und eine Stärkung benachteiligter Stadtquartiere grundlegend gefährdet.“ Von den Teilnehmern aus Bremen und Nürnberg, die im Rahmen des Projektes koopstadt mit Leipzig gemeinsam neue Ansätze integrierter Stadtentwicklung erarbeiten, wurde dies nachdrücklich unterstützt.
Zum Abschluss der Konferenz erhoben die Teilnehmer die Forderung, dass ab 2014 wieder eine direkte Unterstützung von Städten in der europäischen Kohäsionspolitik erfolgen soll, wie dies bereits bis 2005 mit den URBAN-Programmen der Fall war.
Weitere Informationen: www.leipzig.de/stadtentwicklung, www.koopstadt.de, http://urbact.eu/lcfacil